Finanzen & RechtVollmachten, Testament & CoWie ich mein Testament einfach und wirksam geschrieben habe

Wie ich mein Testament einfach und wirksam geschrieben habe

Ein persönlicher Erfahrungsbericht über klare Gedanken, echte Werte und einen Stift in der Hand

Es gibt diese Dinge im Leben, die so schwer wirken, dass man sie immer wieder aufschiebt. Das Testament ist für viele so ein Fall. Ich weiß noch, wie oft ich mir gesagt habe: „Das hat noch Zeit.“ Oder: „So alt bin ich ja nun auch wieder nicht.“ Doch je älter ich wurde, desto häufiger begegnete mir das Thema – bei Freunden, in der Familie, in Gesprächen mit meiner Bank. Und irgendwann war der Moment da: Ich wollte nicht, dass andere raten müssen, was ich mir wünsche. Ich wollte nicht, dass es Streit gibt. Ich wollte Klarheit – für mich und meine Lieben. Und deshalb habe ich mein Testament geschrieben. Allein, mit klarem Kopf und einem einfachen Blatt Papier.

Warum ich überhaupt ein Testament geschrieben habe

Die einfache Antwort: Weil ich mein Leben lang selbst entschieden habe – und das auch nach meinem Tod tun möchte. Die ausführlichere Antwort ist etwas emotionaler. Ich habe erlebt, wie Familien nach einem Todesfall zerbrachen. Wegen Missverständnissen. Wegen Ungesagtem. Wegen ungeklärter Erwartungen. Und ich habe mir gesagt: Das will ich meinen Kindern ersparen. Ich will, dass sie sich erinnern – nicht streiten. Dass sie trauern dürfen – und sich nicht mit Ämtern und Paragrafen herumschlagen müssen.

 

Zudem geht es im Testament nicht nur um Geld. Es geht um Werte. Um Verantwortung. Um Anerkennung. Und um einen letzten Willen, der gehört werden soll. Genau das hat mich motiviert, mein Testament frühzeitig und ohne Druck zu verfassen.

Was mich am Anfang zurückgehalten hat

Ehrlich? Ich hatte Angst. Angst, etwas falsch zu machen. Angst vor juristischen Formulierungen. Und auch ein bisschen Angst vor der eigenen Endlichkeit. Wer schreibt schon gern sein Testament? Es wirkt so… endgültig. Aber dann habe ich mir gesagt: Ein Testament zu schreiben ist kein Schritt in den Tod. Es ist ein Schritt ins Leben. Ein Akt der Fürsorge. Und eine Entscheidung, die mir Ruhe bringt.

Als ich das einmal verstanden hatte, fiel alles viel leichter.

Meine ersten Schritte: Informationen sammeln

Ich habe klein angefangen: mit einem Ratgeber aus der Stadtbibliothek und einem Gespräch mit einer Bekannten, die bei einem Notar arbeitet. Ich wollte verstehen:

  • Was darf ich regeln?
  • Was muss beachtet werden, damit das Testament gültig ist?
  • Welche Form muss ich einhalten?

Und ich habe schnell gemerkt: Es ist einfacher, als man denkt – wenn man ein paar Grundregeln beachtet. Das Wichtigste: Du kannst Dein Testament handschriftlich verfassen, ohne Notar, ohne Formular. Und es ist genauso wirksam, solange es formell richtig gemacht ist.

Die rechtlichen Grundlagen – einfach erklärt

Ich war überrascht, wie übersichtlich die Regeln eigentlich sind. Ein wirksames, privates Testament muss:

  • komplett handschriftlich verfasst sein (nicht am Computer!),
  • eindeutig als Testament gekennzeichnet sein (z. B. „Mein letzter Wille“),
  • Ort und Datum enthalten,
  • von Anfang bis Ende unterschrieben sein (mit vollem Namen).

Mehr braucht es nicht. Natürlich kann man sein Testament auch notariell beglaubigen lassen – gerade bei komplexen Vermögensverhältnissen. Aber das ist kein Muss. Und für mich war es wichtig, es erstmal selbst zu machen – ganz in Ruhe, in meinen Worten, in meinem Tempo.

Was ich in meinem Testament geregelt habe

Ich habe mir einen Tag ausgesucht, an dem ich ruhig und ungestört war. Ich habe mir eine Kanne Tee gekocht, mein Notizbuch genommen und einfach angefangen. Und das habe ich festgehalten:

1. Klare Erben benannt

Ich habe genau aufgeschrieben, wer was bekommt – meine Tochter, mein Sohn, meine Enkel. Ich habe nicht nur das Vermögen aufgeteilt, sondern auch persönliche Dinge: den alten Sekretär, das Familienalbum, Omas Goldkette. Dinge mit Erinnerungswert. Denn oft sind es genau diese Kleinigkeiten, die zu großen Konflikten führen, wenn nichts geregelt ist.

2. Einen Alleinerben benannt

Um den bürokratischen Aufwand zu reduzieren, habe ich einen Alleinerben bestimmt und festgelegt, wer welche Anteile bekommt. Das erleichtert vieles, weil nur eine Person mit dem Nachlassgericht kommunizieren muss.

3. Vermächtnisse eingefügt

Ich habe auch kleinere Dinge als Vermächtnis festgelegt – z. B. eine Spende an das Tierheim, das mir am Herzen liegt, oder meine Porzellanfigur für meine beste Freundin. So konnte ich Danke sagen – ganz konkret und persönlich.

4. Einen Testamentsvollstrecker bestimmt

Ich habe meine Tochter gebeten, das Testament umzusetzen. Damit vermeide ich unnötige Diskussionen. Sie weiß, was mir wichtig war – und dass ich ihr vertraue.

Warum ich es handschriftlich geschrieben habe

Das Handschriftliche hatte für mich etwas Persönliches. Ich wollte, dass meine Familie meine Worte liest – so, wie ich sie geschrieben habe. Nicht als Ausdruck auf Papier, sondern als Spur meiner Gedanken. Das schafft Nähe. Und es verhindert Missverständnisse. Denn jeder Satz stammt von mir, so wie ich ihn gemeint habe.

Was mir beim Schreiben wichtig war

Ich habe bewusst einfache Sprache verwendet. Kein Juristendeutsch. Keine verschachtelten Sätze. Sondern klare Aussagen wie: „Meine Tochter erhält das Familiensilber.“ Oder: „Mein Sohn soll das Auto bekommen.“ Ich wollte, dass niemand rätseln muss, was ich gemeint habe.

Außerdem habe ich erklärt, warum ich bestimmte Entscheidungen getroffen habe. Zum Beispiel, dass ich meinem Sohn das Ferienhaus vererbe, weil er sich immer darum gekümmert hat. Oder dass ich meiner Enkelin das Schmuckkästchen gebe, weil wir es gemeinsam ausgesucht haben. Diese kleinen Begründungen schaffen Verständnis – und nehmen möglichen Neid den Wind aus den Segeln.

Wo ich mein Testament aufbewahre

Ich habe mein Testament in einem Umschlag in meinem Schreibtisch hinterlegt – und meine Tochter weiß genau, wo. Zusätzlich habe ich eine Kopie bei meiner Hausärztin deponiert und beim Nachlassgericht eine Registrierung beantragt. So ist sichergestellt, dass es im Ernstfall auch wirklich gefunden wird.

Wichtig: Eine Kopie ist keine rechtlich gültige Version – nur das Original zählt. Deshalb sollte es gut geschützt, aber auffindbar sein. Und mindestens eine vertraute Person sollte wissen, wo es liegt.

Was ich beim Schreiben gelernt habe

  • Ein Testament zu schreiben ist einfacher als gedacht.
  • Man muss kein Jurist sein – aber man muss ehrlich zu sich selbst sein.
  • Die eigenen Werte sind oft wichtiger als Zahlen und Summen.
  • Klare Worte schützen Beziehungen.
  • Es fühlt sich gut an, vorbereitet zu sein.

Was ich meiner Familie damit mitgeben möchte

Mit meinem Testament gebe ich nicht nur mein Hab und Gut weiter – ich gebe auch ein Stück Orientierung. Ich zeige: Ich habe mir Gedanken gemacht. Ich sehe Euch. Ich vertraue Euch. Und ich danke Euch. In jeder Formulierung steckt ein stiller Abschiedsgruß – aber auch ein Zeichen von Liebe.

Mein Rat an Dich

Wenn Du noch kein Testament hast, dann nimm Dir einen ruhigen Moment. Schreib einfach auf, was Dir wichtig ist. Es muss kein Roman sein. Keine große Zeremonie. Nur Deine Gedanken, Deine Wünsche, Deine Entscheidungen – mit Deiner Handschrift.

 

Wenn Du unsicher bist, kannst Du später immer noch eine Beratung in Anspruch nehmen. Aber fang an. Du wirst sehen: Es ist gar nicht so schwer. Und es gibt Dir ein gutes Gefühl – und Deinen Lieben ein wertvolles Stück Frieden.

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