Finanzen & RechtVerträge clever kündigenWie ich meine alte Unfallversicherung überprüft und gekündigt habe

Wie ich meine alte Unfallversicherung überprüft und gekündigt habe

Warum ich mich endlich von einer Versicherung getrennt habe, die mir mehr gekostet als genützt hat.

Es gibt so Dinge im Leben, die schiebt man ewig vor sich her. Bei mir war es die Unfallversicherung. Jahrzehntelang hatte ich sie – brav bezahlt, ohne je einen Blick in die Unterlagen zu werfen. Und irgendwie hatte ich das Gefühl: Die braucht man halt. Schließlich kann immer etwas passieren, oder? Doch dann kam der Moment, in dem ich beschlossen habe, genauer hinzusehen. Was ich dabei erlebt und gelernt habe, teile ich heute mit dir – vielleicht hilft es dir ja, ebenfalls einen klareren Blick auf deine Versicherungen zu bekommen.

Die Sache mit der Gewohnheit

Ich erinnere mich noch gut: Ich war gerade Anfang 40, als mir meine damalige Bankberaterin dringend zu einer privaten Unfallversicherung riet. „Stellen Sie sich vor, Sie rutschen auf dem Gehweg aus und sind berufsunfähig!“ sagte sie – und ich unterschrieb. Monat für Monat ging der Beitrag von meinem Konto ab, und über die Jahre dachte ich kaum noch daran. So ist das mit Gewohnheiten. Sie schleichen sich ein – und bleiben.

 

Und obwohl ich inzwischen in Rente bin, zahlte ich weiter. Einfach, weil es eben immer so war. Der Vertrag war irgendwie zu einem festen Bestandteil meines finanziellen Alltags geworden. Ich hatte ihn nie wirklich infrage gestellt – so wie man eben auch nie ernsthaft über den alten Schirm im Flur nachdenkt, bis man mal prüft, ob er überhaupt noch funktioniert.

Der Anstoß zum Nachdenken

Es war ein Gespräch mit meiner Freundin Helga, das mich aufrüttelte. Wir saßen beim Tee, und sie erzählte mir, dass sie gerade ihre Versicherungspolicen überprüft hatte. „Du glaubst nicht, wie viel ich da streichen konnte!“, sagte sie und erzählte, wie sie dadurch jeden Monat über 50 Euro spart. Das ließ mich nicht los.

Ich fragte sie, wie sie das gemacht hat. Sie zeigte mir eine einfache Liste: Vertragsname, monatlicher Beitrag, Laufzeit, Nutzen – und ob sie im letzten Jahr Kontakt mit der Versicherung hatte. Das fand ich genial! Ich beschloss, es ihr gleichzutun.

Am nächsten Tag griff ich zu meinem Versicherungsordner. Und siehe da: Da war sie, meine alte Unfallversicherung. Der Vertrag war über 20 Jahre alt, die Beiträge deutlich gestiegen, und die Leistungen… nun ja, mehr als überschaubar. Ich beschloss: Jetzt oder nie. Ich prüfe sie – und wenn sie nichts bringt, kommt sie weg.

Was deckt eine Unfallversicherung eigentlich ab?

Bevor ich kündigte, wollte ich verstehen, was diese Versicherung mir überhaupt bietet. Also las ich mich ein. Eine Unfallversicherung zahlt – je nach Vertrag – dann, wenn durch einen Unfall eine bleibende körperliche Beeinträchtigung zurückbleibt. Bei mir war das eine Invaliditätssumme von 25.000 Euro.

Was ich dabei allerdings auch entdeckte: Viele Unfälle, gerade solche, die im Alter häufiger passieren, wie Stürze im Haushalt oder beim Spazierengehen, sind oft nur unter bestimmten Bedingungen abgedeckt. Und: Die Leistung wird erst bei einem bestimmten Invaliditätsgrad gezahlt – bei meinem Vertrag waren das mindestens 30 %.

Auch häusliche Unfälle wie ein Sturz von der Leiter beim Gardinenaufhängen sind nicht immer mitversichert – das hängt vom Kleingedruckten ab. Und seien wir ehrlich: Wer liest sich schon gern seitenlange Versicherungsbedingungen durch? Ich bis dahin jedenfalls nicht.

Die Kosten-Nutzen-Rechnung

Ich zahlte jeden Monat rund 22 Euro. Macht aufs Jahr über 260 Euro. In zehn Jahren also mehr als 2.600 Euro – für den Fall, dass mir etwas passiert, was exakt die Bedingungen erfüllt. Ich begann zu rechnen:

  • Wie hoch ist das Risiko wirklich?
  • Was würde mir die Versicherung im schlimmsten Fall zahlen?
  • Und: Könnte ich diese Beiträge nicht besser sparen – für den Notfall?

Ich rechnete weiter: Was wäre, wenn ich dieses Geld in einen kleinen Notfallfonds stecke? Nach nur fünf Jahren hätte ich mehr angespart, als mir die Versicherung vermutlich je ausgezahlt hätte – und zwar ohne Einschränkungen und Bedingungen.

Nach Rücksprache mit einem unabhängigen Versicherungsberater war klar: Mein Vertrag war veraltet. Neue Tarife bieten teilweise bessere Leistungen – zu günstigeren Konditionen. Aber auch das rechnete sich nicht für mich.

Außerdem bemerkte ich: Die Wahrscheinlichkeit, dass ich in meinem jetzigen Alltag einen so gravierenden Unfall erleide, ist eher gering – zumindest nicht höher als bei anderen alltäglichen Risiken, gegen die ich mich ebenfalls nicht versichere.

Meine Alternative: Ein Notfallpuffer

Statt eine neue Unfallversicherung abzuschließen, entschied ich mich dafür, einen kleinen Notfallpuffer anzulegen. Jeden Monat überweise ich nun 25 Euro auf ein separates Sparkonto. Das ist mein „Plan-B-Geld“. Und das Beste: Das Geld gehört mir. Keine Wartezeiten, keine Bedingungen, keine Klauseln in winziger Schrift.

So habe ich nach einem Jahr schon mehr als mein Jahresbeitrag zur Unfallversicherung gespart – und das ganz ohne Bauchweh. Und was mich besonders freut: Ich kann dieses Geld auch flexibel einsetzen. Für Reparaturen, eine neue Brille oder eben doch mal für Hilfe, wenn ich sie brauche.

Dieses Konto gibt mir ein gutes Gefühl. Es wächst Monat für Monat – und erinnert mich daran, dass ich die Kontrolle habe. Ich muss mich nicht mehr auf ein undurchsichtiges System verlassen, das im Ernstfall vielleicht doch nicht zahlt.

Der Kündigungsprozess – einfacher als gedacht

Ich hatte ein wenig Bammel vor dem ganzen Papierkram, aber es war viel einfacher als gedacht. Ich schrieb ein kurzes Kündigungsschreiben – formlos, mit Vertragsnummer, Datum und der Bitte um eine schriftliche Bestätigung. Per Einschreiben schickte ich es ab.

Zwei Wochen später kam die Bestätigung. Und damit fiel eine seltsame Last von mir ab. Ich hatte einen Punkt auf meiner ewigen „Müsste-ich-mal-machen“-Liste abgehakt. Und das Gefühl, endlich bewusst entschieden zu haben, war herrlich.

Ein kleiner Tipp: Kopiere dein Kündigungsschreiben auch digital ab, falls du es später noch einmal brauchst. Und notiere dir das Datum, wann du es abgeschickt hast – das kann im Zweifel hilfreich sein.

Was ich durch die Kündigung gelernt habe

  • Verträge regelmäßig überprüfen lohnt sich. Auch wenn sie alt sind – oder gerade dann!
  • Nicht jede Versicherung ist für jede Lebensphase geeignet. Was in der Berufstätigkeit sinnvoll war, muss im Ruhestand nicht mehr nötig sein.
  • Vertrauen ist gut, Nachrechnen ist besser. Die Beiträge summieren sich – und die Leistungen sind nicht immer fair.
  • Unabhängige Beratung ist Gold wert. Kein Verkäufer, keine Hotline – einfach Klartext.
  • Manchmal ist das gute Gefühl mehr wert als jede Police. Zu wissen, dass du dich selbst kümmerst, gibt dir Selbstbewusstsein und Gelassenheit.

Mein Tipp für dich: Mach einen Versicherungs-Check!

Ich empfehle dir von Herzen, deine Versicherungen einmal im Jahr durchzugehen. Schnapp dir deinen Ordner, eine Tasse Kaffee und schau dir alles mit frischem Blick an. Am besten mit einer Freundin, deinem Partner oder jemandem, der sich ein bisschen auskennt.

Frag dich bei jedem Vertrag:

  • Wofür ist diese Versicherung gedacht?
  • Brauche ich das Risiko wirklich abgedeckt?
  • Was kostet sie – und was bringt sie mir?
  • Gibt es bessere Alternativen?
  • Würde ich diesen Vertrag heute noch einmal abschließen?
  • Gibt es bei meiner Bank oder bei der Verbraucherzentrale Beratung dazu?

Und vor allem: Hab keine Scheu vor der Kündigung. Es ist dein gutes Recht. Und manchmal auch eine Befreiung. Viele Versicherungen verlängern sich automatisch – deshalb ist es umso wichtiger, aktiv zu werden.

Wenn du unsicher bist, dann hol dir Hilfe. Es gibt viele Stellen, die dich unterstützen – von der Rentenberatung über Seniorenzentren bis hin zu Online-Portalen, die Kündigungsschreiben kostenlos erstellen.

Fazit: Weniger ist manchmal wirklich mehr

Seit ich meine Unfallversicherung gekündigt habe, fühle ich mich freier. Nicht, weil ich Risiken ignoriere – sondern weil ich bewusster damit umgehe. Ich habe mir die Kontrolle zurückgeholt. Und das gibt ein gutes Gefühl.

Vielleicht geht es dir ja ähnlich? Dann nimm dir ein Herz – und einen Nachmittag Zeit. Es lohnt sich.

 

Ich kann heute sagen: Ich zahle weniger, habe mehr Überblick und vor allem – ich habe verstanden, was ich brauche und was nicht. Und das fühlt sich richtig gut an.

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