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Was moderne Großmütter anders machen als früher

Modern, lebensnah, selbstbestimmt – Omas heute sind nicht mehr das, was sie früher mal waren.

Wenn ich heute in den Spiegel blicke und daran denke, dass ich Großmutter bin, sehe ich nicht das Bild, das ich als Kind mit dem Wort „Oma“ verbunden habe. Damals war Oma die Frau mit Dutt, Strickjacke und stets einem Keks in der Schürzentasche. Sie war immer zu Hause, stand früh auf, kochte jeden Tag warm und war irgendwie – na ja – alt. Heute sieht das ganz anders aus.

Moderne Großmütter sind vielfältig, aktiv und mitten im Leben. Wir tragen Jeans statt Kittelschürze, haben WhatsApp statt Telefonkette, gehen auf Konzerte, machen Yoga, reisen – und lieben unsere Enkelkinder genauso heiß und innig wie unsere Mütter und Großmütter es einst taten. Aber: Wir machen vieles anders. Warum das so ist – und was es für unsere Familien bedeutet – darum geht es in diesem Artikel.

Der gesellschaftliche Wandel: Oma-Sein im 21. Jahrhundert

Unsere Gesellschaft hat sich stark verändert – und mit ihr die Rolle der Großmütter. Während frühere Generationen oft früh verheiratet waren und ihre Lebensaufgabe vor allem in der Familie sahen, haben viele von uns heute einen ganz anderen Lebensweg hinter sich. Wir haben gearbeitet, manche haben Karriere gemacht, wir waren in Partnerschaften – manche mehrmals –, haben Krisen gemeistert und Neuanfänge erlebt.

Das bedeutet: Wir gehen mit einer anderen Haltung ins Oma-Sein. Wir definieren uns nicht nur über die Familie. Wir bringen Lebenserfahrung, Selbstbewusstsein und manchmal auch ein gut gefülltes Terminkalenderchen mit. Das ist kein Mangel an Fürsorge – im Gegenteil. Es zeigt, wie vielschichtig unser Leben ist. Und wie bewusst wir unsere Rolle als Großmutter gestalten.

Aktiv statt abwartend: Die neue Haltung

Früher war Oma oft die, die einfach „da“ war. Sie wartete, bis man sie rief. Heute suchen viele Großmütter aktiv den Kontakt, schlagen Unternehmungen vor, gestalten die Beziehung zu ihren Enkelkindern ganz individuell.

Ich selbst liebe es, mit meinen Enkeln auf Entdeckungsreise zu gehen. Mal in den Wald, mal ins Museum, mal in den Zoo. Ich möchte, dass sie mit mir Abenteuer erleben – nicht nur Plätzchen backen und Fernsehen. Viele Omas von heute sehen sich nicht als „Babysitterin auf Abruf“, sondern als inspirierende Begleiterin, als Vertraute, als Freundin auf Zeit.

Technikaffin und neugierig: Die digitalen Omas

Während frühere Omas meist kein Handy hatten und Briefe schrieben, sind wir heute digital unterwegs. Wir verschicken Sprachnachrichten, machen Fotos mit dem Smartphone, teilen Alltagsmomente per WhatsApp und haben manchmal sogar ein Tablet. Wir googeln Rezepte, nutzen Online-Banking, streamen Filme – und: Wir sind oft der erste Kontakt der Enkel zur digitalen Welt.

Ich erinnere mich noch gut, wie mein Enkel mir beibringen wollte, wie man ein YouTube-Video abspielt – und ich ihm zeigte, wie man sicher im Netz unterwegs ist. Diese Momente sind goldwert. Denn sie zeigen: Lernen geht in beide Richtungen. Und moderne Großmütter sind bereit, sich weiterzuentwickeln.

Selbstfürsorge statt Selbstaufgabe

Einer der größten Unterschiede zu früher: Wir achten viel stärker auf unsere eigenen Bedürfnisse. Während frühere Generationen sich oft vollständig in den Dienst der Familie gestellt haben – manchmal bis zur völligen Erschöpfung –, wissen moderne Omas: Nur wer gut für sich sorgt, kann gut für andere da sein.

Das bedeutet: Wir nehmen uns Auszeiten. Wir machen Wellness, gehen spazieren, fahren in Urlaub – und sagen auch mal „Nein“, wenn es zu viel wird. Das ist kein Zeichen von Egoismus, sondern von gesunder Abgrenzung. Und am Ende profitieren alle davon. Denn eine entspannte, zufriedene Oma ist für Kinder ein stabiler Anker.

Patchwork, Vielfalt, neue Familienformen

Auch die Familienkonstellationen haben sich verändert. Viele von uns sind Patchwork-Omas: Wir haben Stiefenkel, Bonusenkel, neue Partner oder leben in Patchwork-Konstellationen. Das erfordert Flexibilität, Toleranz und Offenheit. Aber es ist auch eine große Chance.

Ich habe selbst zwei leibliche und zwei „angewachsene“ Enkel – und liebe sie alle auf ihre eigene Art. Früher wäre das kompliziert gewesen. Heute ist es Alltag. Und ich sehe es als Geschenk, dass Familie heute nicht nur über Blut, sondern über Herz definiert wird.

Erziehung mit Abstand – und Gelassenheit

Früher waren Großeltern oft strenger oder mischten sich in die Erziehung ein. Heute halten sich viele moderne Omas bewusst zurück. Wir wissen: Wir sind nicht die Hauptverantwortlichen – und genau das gibt uns die Freiheit, unsere Enkel aus einer anderen Perspektive zu erleben.

Wir müssen nicht alles „richtig“ machen. Wir dürfen Quatsch machen, verwöhnen, trösten – ohne ständig an Regeln zu denken. Und genau das macht unsere Rolle so besonders. Wir schenken Liebe, ohne Druck. Nähe, ohne Bedingungen. Und das tut nicht nur den Kindern gut, sondern auch uns selbst.

Zeit statt Zeug

Ein weiterer großer Unterschied: Viele moderne Großmütter setzen auf gemeinsame Erlebnisse statt auf materielle Geschenke. Während früher das Paket mit Süßigkeiten und Spielzeug kam, verschenken wir heute gemeinsame Zeit: Ausflüge, Ferien, gemeinsame Bastelstunden, gemeinsame Kochnachmittage.

Diese geteilten Erlebnisse bleiben im Herzen. Und sie schaffen eine emotionale Verbindung, die weit über den Moment hinausgeht. Denn am Ende erinnern sich Kinder selten an das Spielzeug – aber sehr wohl an das Gefühl, mit Oma im Regen getanzt oder auf dem Sofa gekuschelt zu haben.

Berufstätig und Oma zugleich

Viele moderne Großmütter stehen noch mitten im Berufsleben, wenn sie Oma werden. Das ist neu – und manchmal eine Herausforderung. Aber es zeigt auch: Die Rollenbilder sind nicht mehr starr. Wir können arbeiten und Oma sein. Wir können Verantwortung tragen – in der Firma und in der Familie.

Das erfordert gutes Zeitmanagement, klare Absprachen und manchmal auch Mut, „nein“ zu sagen. Aber es zeigt auch: Wir sind Teil einer Generation, die Brücken baut – zwischen Arbeitswelt und Familienleben, zwischen Moderne und Tradition.

Neue Werte – gleiche Liebe

Trotz aller Unterschiede bleibt eines gleich: die tiefe, bedingungslose Liebe zu unseren Enkeln. Aber sie drückt sich heute anders aus. Vielleicht ein bisschen bunter, ein bisschen lauter, ein bisschen freier. Wir machen keine Vorgaben, wir bieten Räume. Wir geben Halt – aber auch Flügel.

Unsere Enkel dürfen bei uns Kind sein – und wir dürfen bei ihnen wieder ein bisschen Kind werden. Das ist das schönste Geschenk.

Fazit: Moderne Omas sind anders – und das ist gut so

Wir leben in einer spannenden Zeit. Die Rolle der Großmutter hat sich verändert – und mit ihr unser Selbstverständnis. Wir sind aktiver, selbstbewusster, flexibler und freier als die Generationen vor uns. Wir gestalten unser Leben bewusst – und unsere Oma-Rolle mit Herz und Verstand.

Wir sind nicht besser – nur anders. Und genau darin liegt die Chance: für uns, für unsere Familien, für unsere Enkel. Denn moderne Großmütter zeigen, dass Liebe viele Gesichter hat. Und dass man das Alter mit Würde, Humor und Neugier leben kann.

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